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Harr/Die ideale Tauschringsoftware

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Die ideale Tauschringsoftware sollte durch ihre Begrifflichkeiten und Interaktionsmöglichkeiten ein sinnvolles Wirtschaften nach dem Modell des "einfachst möglichen Tauschrings" fördern.

Grundsätze

Dezentrale Selbstverwaltung
die Software orientiert sich an den Bedürfnissen der Mitglieder einer ökonomischen Selbsthilfeorganisation; nicht am Selbsterhalt einer Zentralverwaltung.
"Jeder darf, keiner muss"
Selbsthilfe und Zwang vertragen sich nicht. Es gilt der Grundsatz der Freiwilligkeit. Niemand muss tauschen, mit wem er nicht will. Selbsthilfe und ein für alle Beteiligten verbindliches Regelwerk vertragen sich dagegen schon.
Menschen sind wichtiger als Technik
Die Software muss die Teilhabe am Tauschring auch für Menschen ermöglichen, die aus welchen Gründen auch immer keinen Computer benutzen können oder wollen.
Leistungsverrechnung statt Geldexperiment
Design und Wortwahl sollten verdeutlichen, dass es beim Tausch nicht um ein anderes Geld geht, sondern um einen ausgeglichenes Verhältnis von Nehmen und Geben. Begriffe wie "Rechnung", "Überweisung", "Guthaben", "Betrag" usw. sind nur im Kontext einer wertbehafteten Währung sinnvoll. Sie sollten vermieden werden zugunsten von Begriffen wie "Buchung", "Verrechnung" "Leistung", "Verbindlichkeiten", "Ausgleich", "Wert", "Leistungsbilanz" usw. -- Praktisch könnte das auch eine umgekehrte Verwendung von Vorzeichen bedeuten (vgl. Artikel "Konto"). Die Kontostände spiegeln dann den durch die Arbeit geschaffenen Wert beim Empfänger als Plus und die vom Leistenden investierte Arbeitskraft und abgegebenen Güter als Minus.

Features

Zugänglichkeit

  • WWW
  • Jedes TR-Mitglied kann seine eigenen Buchungen online verwalten
  • TR-Mitglieder können einzelnen anderen Mitglieder erlauben, ihre bisherigen Buchungen einzusehen. (Dezentraler Ansatz zu Datenschutz und Privatsphäre. Vertieft Vertrauen zu Menschen, mit denen man zu tun haben möchte; schützt vor Einblicken durch Menschen, mit denen man nichts zu tun haben möchte.)
  • TR-Mitglieder können einzelnen anderen Mitglieder erlauben, in ihrem Namen zu buchen. (Ein TR sollte nur so wenig Personen wie möglich vollen Zugriff auf alle Benutzerkonten ermöglichen müssen; Stärkung der persönlichen Beziehungen der Mitglieder untereinander; man kann offline tauschen, ohne alles beim Zentralbüro absegnen zu müssen; Buchungen im Namen Dritter nur mit Papierbeleg des schriftlichem Einverständnis von Betrag und Bewertung.)
  • Log aller Buchungs- und Datenänderungsvorgänge. Wer hat wann in wessem Namen was wie geändert? Macht es leichter Fehlbedienungen zu korrigieren und Konflikte zu klären.
  • "eine Person, mehrere Tauschringe". Zum dezentralen Prinzip gehört auch die Mitgliedschaft in mehreren lokalen Tauschringen (vgl. Außentausch) und ggfs. überregionalen Buchungssystemen (wie Timala).

Mitgliederverwaltung

  • Für jedes Mitglied gibt es eine Profilseite, wo auch grundsätzliche Tauschinteressen angeboten werden. (vgl. A-Z Liste des Kreuzberger Tauschrings).
  • Mitgliedsbeiträge in Euro verwalten. Wer hat wann wie wieviel bezahlt? Der Zahlungsstatus ist eine wichtige Kennzahl zum Mitgliedsstatus. Seit wieveil Monaten/Jahren ist Beitrag überfällig? Für wieviel Monate/Jahre hat jemand im Voraus gezahlt.
  • Mitgliederverzeichnis in druckbarer Form. Kennzahlen und persönliche Interessen sind wichtig; nur minimale Kontaktdaten.

Designelemente

  • Zweispaltige Darstellung der Buchungsvorgänge. Links erhaltene Leistungen, rechts erbrachte Leistungen (oder umgekehrt, muss durch Benutzertests geklärt werden). Das verdeutlicht das Bewusstsein für Tausch als Balance aus Geben und Nehmen.

Tauschregeln und Buchungsvorgänge

  • Jede Buchung muss von beiden Seiten bestätigt werden (egal ob Plus ("Überweisung") oder Minus ("Rechnung"). Dadurch erfüllt die Buchung zwei Funktionen: Quittung über eine erbrachte Leistung für den Leistungsgeber; Beleg für den Leistungsnehmer, dass der Leistungsgeber der Bewertung ("Preis") zugestimmt hat. Dahinter steckt das Prinzip der Freiwilligkeit und Gegenseitigkeit von Tauschgeschäften. Nur wenn beide Seite sind sich geeinigt haben, ist der Tausch perfekt. Wenn sowieso beide zustimmen müssen, ist es auch egal, ob die Buchung vom Leistungsgeber oder -nehmer veranlasst wird.
  • Umlage eines zu schließenden Tauschkontos auf alle verbleibenden Mitglieder (egal ob Plus oder Minus)
  • Wenn ein existierender Tauschring mit überschuldeten Verwaltungskonto auf diese Software wechseln möchte, kann es sinnvoll sein, die aktuellen Kontostände zu übernehmen und die Differenz mit einem Systemkonto auszugleichen. Weitere Buchungen nur im Rahmen des Schuldenabbaus möglich.
  • Bewertung einzelner Tauschvorgänge durch beide Seiten. Ein einfaches Kommentarfeld von je 80 Zeichen für beide Seiten dürfte reichen. Die Zustimmung zur Buchung bedeutet auch eine Zustimmung zu den jeweiligen Bewertungen. Hier kommt's bei der Gestaltung sehr auf's Detail an!
  • Harte Limits für alle. Der Vorstand kann im Einzelfall Ausnahmen festlegen.
  • Konditionale Limits. Beispiele: a) Erst wenn ein Mitglied X Stunden geleistet hat, wird das Minuslimit überhaupt freigeschaltet. b) Das Limit bei neuen Mitglieder beträgt Anfangs X Stunden, erst nach einer Leistung von X Stunden wird das persönliche Limit auf das tauschringweite Standardlimit erweitert. Lässt sich leicht automatisieren und als Kennzahl: aktuelles Limit des Mitglieds ist X.
  • automatischer Sozialausgleich (vgl. Schöneberger Tauschringmodell). Reduzierung der Kontostände um X% am Monatsersten. Akkumulierter Sozialausgleich als persönliche Kennzahl.
  • Tauschumsatz der letzten 1/3/12/24 Monate(?) als persönliche Kennzahl.
  • Datum der letzten Buchung als Kennzahl. (Wer etwa seit 3 Jahren keinen Tausch verbucht hat und mit Euro-Beiträgen im Verzug ist, ist kaum als aktives Mitglied anzusehen.)

Optional:

  • Eröffnung von Konten mit einem Anfangssaldo ungleich Null, wenn der Tauschring eine geschlossene Gruppe neuer Mitglieder aufnimmt (zum Beispiel aus anderen Tauschringen), die ihre internen Leistungsbilanzen ("Kontostände") mitnehmen wollen. Einzige Bedingung: die Summe der als Gruppe übernommenen Kontostände beträgt Null. -- Wenn man auf diese Funktion verzichtet, müssen die übernommenen Mitglieder miteinander verhandeln, wer an wen welche Beträge überweisen soll, um die alten Kontostände zu rekonstruieren.

Erschweren oder verhindern:

  • Gemeinschaftskonten! Für Tauschringe, die mit Gemeinschaftskonten arbeiten wollen (Außenkonto, Verwaltungskonto für Mitgliedsbeiträge oder Transaktionsgebühren) gibt es bereits gute Software (wie ToG). Die ideale Tauschringsoftware soll es Tauschringen möglichst erschweren, in die Schuldenfalle abzurutschen. Gemeinschaftskonten dürften eines der größten Hindernisse sein, einen Tauschring nachhaltig zu betreiben. (Einzige Ausnahme: wenn TR mit überschuldeten Verwaltungskonten auf diese Software umsteigen wollen, wird ein Systemkonto angelegt. Buchungen vom Systemkonto auf Mitgliederkonten werden nicht unterstützt. Punkt. In umgekehrter Richtung sind Buchungen möglich, weil sie dem TR bei der Sanierung helfen; etwa durch Spenden einzelner Mitglieder. Das Minus auf dem Systemkonto wird auch durch den dynamischen Sozialausgleich automatisch abgebaut. Wenn das Systemkonto Null erreicht hat, wird es gesperrt. Ab dann ist die Summe aller Mitgliederkonten wieder Null und ein Systemkonto unnötig. Die Übernahme eines positiven Systemkontos macht wenig Sinn. In dem Fall ist es einfacher, wenn sich die Mitglieder des Tauschrings auf eine Umlage einigen, das Systemkonto ausgleichen, und dann das neue System ohne Systemkonto starten.)

Markt & Kommunikation

  • Terminverwaltung zur Organisation von Dienstplänen und Vorbereitung von Veranstltungen. "Wer kommt?" "Wer bringt was mit?" Bedienungskonzept eher Doodle als Google.
  • elektronische Kontaktaufnahme aus dem System heraus, etwa über E-Mail
  • Stream statt Zeitung. Kurzfristige einmalige Anfragen bei Log-In im System oder als Benachrichtigungen per E-Mail.
  • Mitgliederinteressen statt Zeitung. Zu wissen, wer eine Katze hat oder Katzen mag, ist nützlicher bei der Suche nach einem Katzensitter, als eine Suchanzeige. Direkte Kontaktaufnahme per Telefon ist erfahrungsgemäß am wirkungsvollsten.
  • Leicht zugängliches Diskussionsforum zur internen Meinungsbildung im Tauschring. Integration mit E-Mail.

Nett, aber unwichtig

  • Tauschzeitung. Für langfristig konstante Infos eignet sich die Mitgliederliste besser, für zeitnahe gezielte Anfragen E-Mail, Telefon, SMS, Chat u.ä.
  • Warentausch. Es ist sinnvoller, wenn der Tauschring einen Warentauschtag veranstaltet oder einen gemeinsamen Tisch auf dem örtlichen Flohmarkt hat, als wenn sich in einem internen Anzeigenblatt unverkäuflicher Trödel anhäuft.

Offene Fragen

  • Projekt- und Durchlaufkonten? Vielleicht sind sie doch zu aufwändig? Konzeptionell sind sie vielleicht doch nur Gemeinschaftskonten, wenn auch auf positive Werte beschränkt. Und wie würden sie sich mit dem Prinzipt der Bestätigung aller Buchungen vereinbaren lassen? Alternativ reicht vielleicht ein einfacher Mechanismus um einen ganzen Stapel Buchungen schnell einzugeben. Das typische Beispiel: ein selbstgebackener Kuchen wird an 8 bis 12 Leute verkauft. Wie gibt man die zugehörigen Buchungen schnell ein? Soll das Verkäufer selbst machen? Oder könnte der Tresendienst die Buchungen vorbereiten und sowohl von Bäcker als auch von den Essern bestätigen lassen? Dazu bräuchte es a) die Möglichkeit, dass nicht nur die beiden Seiten der Buchung, sondern auch ein Dritter eine Buchung initiiern kann. b) und eine Methode mit wenigen Klicks um eine 1:n-Überweisung vorzubereiten.