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KH.Kock/BATT 2012

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Workshop auf dem BATT 2012 "Zeitstiftung für alle? Alters- und Pflegevorsorge im Tauschsystem" - und zwar mit einer Zeitbank auch für die Vorsorge.

Zunächst nannte der Gastreferent Karl-Heinz Kock aus Köln die Ziele, die mit einer Vorsorge-ZeitBank verfolgt werden:

  • Verbesserung der Altersvorsorge für Menschen, die von Grundsicherung werden leben müssen.
  • Solange wie möglich im eigenen Zuhause bleiben zu können ohne vom sozialen Leben abgekoppelt zu werden.
  • Erleichterung der Lebenssituation für in Not geratene Menschen ohne Bezahlung mit Geld, vor allem für diejenigen, die früher selbst anderen Menschen geholfen haben.
  • Schaffung einer 4. Säule in der Altersvorsorge.
  • Zusätzliche Motivation für unentgeltliche soziale Dienstleistungen.

Danach erläuterte er, was eine Vorsorge-ZeitBank eigentlich ist, fuhr mit der differenzierten Beschreibung des gesellschaftlichen Hintergrundes fort und schloss mit der Diskussion einiger erkennbarer Realisierungsprobleme.

Die vollständige Präsentation findet sich als pdf-Datei Vorsorge-ZeitBank_BATT-2012 auf der Homepage der Initiative für die Kölner Vorsorge-ZeitBank im Archiv unter Dokumente.[1]

Dies Workshop war sehr gut besucht, was auf ein reges Interesse bei den Tauschringen schließen lässt, denn es liefen ja parallel noch andere Sitzungen. In den anschließenden lebendigen Diskussionsrunden wurden u. a. folgende wichtige Probleme diskutiert:

  • Tauschringe leiden unter dem Dilemma, dass sie am besten funktionieren, wenn die Mitgliederzahl überschaubar ist und sich alle kennen. Dann ist aber nicht genügend "Masse" da, um die erworbenen Zeitguthaben auch sicher einlösen zu können. Und was ist, wenn sich dieser Tauschring auflöst? Eine überregionale und zu den Tauschringen komplementäre VZB würde dies Problem zwar nicht ganz beseitigen aber doch abfedern, weil ja nicht nur die Mitglieder von Tauschringen dort Zeitguthaben anlegen, sondern auch Freiwillige, Ehrenamtliche und Mitglieder aus Seniorenbüros und ähnlichen Vereinen mit Nachbarschaftshilfe.
  • Die Politik hat in den vergangenen Jahrzehnten für Stagnation der Einkommen und Ausweitung des Niedriglohnsektors und damit für einen Anstieg der Armut gesorgt. Gleichzeitig hat sie durch Senkung der Steuern auf Kapitalerträge und die Aussetzung der Vermögenssteuer für eine Explosion der privaten Vermögen gesorgt und die Abkoppelung der Superreichen 10% mit ca. 5 Billionen privatem Anlagevermögen begünstigt. Es wurde zu Recht kritisiert, dass diese Fehler mit einer VZB durch bürgerschaftliches Engagement teilweise kompensiert würden und damit der Staat aus seiner Haftung entlassen wird, was man nicht zulassen dürfe.
  • Auf die Frage, wie die Vorsorge-ZeitBank denn funktioniert ohne im Tauschkreislauf das Gleichgewicht zwischen Angeboten und Nachfragen zu sehr zu stören, konnte ich auf die bestehende Zeitbank Marktoberdorf[2] verweisen, bei der jeder zwei getrennte Konten führen kann: eins für den Tausch und eins für die Vorsorge. Das Guthaben auf dem Vorsorgekonto kann dann später ohne Verlust wieder in das Tauschkonto überführt werden. Die hierfür notwendige Software wird dort von Tauschen ohne Geld kostenlos bereitgestellt. Aber mit AcrossLETS läßt sich eine überregionale Vorsorgezeitbank für alle Tauschringe einrichten und sogar für Personen, die keinem Tauschring angehören.
  • Die Frage, wie denn gewährleistet ist, dass die erworbenen Zeitguthaben auch nach langer Zeit eingelöst werden können, führte ich das Beispiel Daheim statt Heim in Westerstede e.V.[3] an, wo sich der Tauschring in Zusammenarbeit mit dem Stadtrat und der Stadtverwaltung einerseits und mit den Hilfsorganisationen und örtlichen Nachbar-schaftsvereinen andererseits zu einem integrierten Versorgungssystem für Stadt und Umland mit ZeitBank entwickelt hat, das eine hohe Versorgungssicherheit aufweist.

Für die Kölner Vorsorge-ZeitBank strebt die Initiative (s.o.) deshalb ebenfalls an, dass durch Beschluss des Stadtrates die Stadtverwaltung die VZB betreibt und sich für eine Kooperation mit den Wohlfahrtsverbänden, Hilfsorganisationen und örtlichen Vereinen mit nachbarschaft-lichen Hilfen einsetzt. In das Konzept der Sozialraumkoordination, in der letztere bereits eingebunden sind, würde dies gut hineinpassen.

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